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Rettungsdienst Steinburg in großer Sorge

15.04.2004

Elmshorn/ Steinburg (SH) ::  Der Rettungsdienst im südwestlichen Schleswig-Holstein befürchtet negative Konsequenzen aufgrund der geplanten Umstrukturierung der Rettungshubschrauber-Standorte des Landes. Das berichteten die "Elmshorner Nachrichten". Wie auch auf rth.info berichtet ist geplant, den zur Zeit in der Stadt Itzehoe stationierten Intensiv-Transport-Hubschrauber (ITH) ins nordfriesische Niebüll zu verlegen. Der Hubschrauber mit dem Rufnamen "Christoph 52" steht seit 1985 für die Notfallrettung im südlichen Schleswig-Holstein bereit. Seit 1995 fliegt er mit einem "Christoph"-Rufnamen als Teil der öffentlich-rechtlichen Luftrettung.

Der Rettungsdienst in und um Itzehoe befürchtet nun, die schnelle Hilfe aus der Luft könnte für ihn bald passé sein: Obwohl der Hubschrauber prinzipiell nur eine Ergänzung des bodengebundenen Rettungsdienstes darstellen soll, sind sie aus dem Rettungsdienst ihrer Umgebung meist zunehmend nicht mehr wegzudenken. So auch in Itzehoe. Die Region hatte 2003 davon profitiert, dass "Christoph 52" von seinem einstmaligen Standort in Hartenholm nach Hohenlockstedt bei Itzehoe umzog. Schnellere Eintreffzeiten des 24h am Tag einsatzbereiten Hubschraubers wirkten sich positiv auf die Qualität des Rettungsdienstes aus.
Wenn der "Christoph 52" jedoch so weit nach Norden verlegt wird, ist von ihm im südlichen Schleswig-Holstein zunächst keine Hilfe in der primären Notfallrettung "vor Ort" zu erwarten. Hier werden dann in erster Linie "Christoph 42" aus Rendsburg, "Christoph 12" aus Eutin sowie zwei Rettungshubschrauber aus Hamburg bereitstehen. Eindeutiger Verlierer der Strukturreform könnte aber dann in der Tat das Gebiet nordwestlich von Hamburg werden. Das befürchten Experten. Sie nahmen gegenüber den "Elmshorner Nachrichten" dazu Stellung:

"Für uns ist das sehr schlecht", zitiert die Zeitung Herrn Stephan Bandlow. Er leitet die "Integrierte Leitstelle" von Rettungsdienst und Feuerwehr in Elmshorn. Von der Leitstelle aus werden alle Einsätze in den Kreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen koordiniert und überwacht. Im Funkbetrieb ist die Zentrale bekannt als "Leitstelle West".

Zwar wird es natürlich in den genannten Landkreisen nach wie vor die Möglichkeit geben, bei der Leitstelle der Feuerwehr Hamburg um Unterstützung durch einen der dortigen zwei Hubschrauber zu bitten. Doch das könnte problematisch werden: Sowohl "SAR Hamburg 71", der Rettungshubschrauber der Bundeswehr, als auch der in Hamburg-Boberg stationierte "Christoph Hansa" der ADAC Luftrettung sind überdurchschnittlich viel beschäftigt. Aufgrund ihrer enormen Frequentierung könnte es durchaus vorkommen, dass das Land Hamburg keinen Hubschrauber zur 'Nachbarschaftshilfe' nach Schleswig-Holstein schicken kann - weil beide bereits im Einsatz sind. "Das wird eine Frage der Verfügbarkeit", ergänzte Rüdiger Langels, der Fachdienstleiter Sicherheit und Ordnung der Pinneberger Kreisverwaltung, die Ausführungen von Stephan Bandlow in den "Elmshorner Nachrichten".

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stehen zwei Notärzte in Pinneberg und Elmshorn für Einsätze in den o.g. Landkreisen zur Verfügung. Es müsse aber nun geprüft werden, ob das nach der Verlegung des Hubschraubers noch ausreiche, da das Luftrettungsmittel nicht mehr schnell einspringen könne, wenn z.B. beide Notärzte bereits anderweitig im Einsatz sind.
Darüber hinaus wird der Hubschrauber für weitere Einsatzbereiche in und um Itzehoe fehlen. Zum Beispiel das Kooperationsprojekt mit der Rettungstauchergruppe. Die wurde oft per Hubschrauber zur Einsatzstelle verbracht; zum Beispiel an die Elbe. Die hat entlang der betreffenden Stromkilometer eine beträchtliche Breite und stellt ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential dar. Da Schleswig-Holstein auch nicht über eine Polizei-Hubschrauber- Staffel verfügt, scheint es auch nicht möglich, hier die Polizei zur Amtshilfe zu bitten. Dies ist in anderen Ländern gängige Praxis.

Fakt ist - "Christoph 52" wird eine Lücke in der Rettungsdienst-Landschaft hinterlassen, wenn der Standortwechsel vollzogen wird. Dementsprechend schwer fällt der DRF auch der Umzug, wie ein Sprecher unlängst sagte. Interessant wird dabei auch, wie sich der Wechsel des Standortes von "Christoph 52" auf dessen Einsatzzahlen auswirken wird. Mehr als 900 mal wurde der rot-weiße Hubschrauber im vergangenen Jahr alarmiert.

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Quelle(n):
Elmshorner Nachrichten vom 14.04.2004, Artikel von Bernd Amsberg

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Für die Luftrettung besteht ein dichtes Standortnetz – sowohl von Rettungshubschraubern, als auch von Intensivtransport-Hubschraubern für den Interhospitaltransfer (siehe unsere Standortkarte). Die Standorte werden von staatlichen und nichtstaatlichen Betreibern unterhalten. Die ADAC Luftrettung stellt die meisten zivilen Rettungshubschrauber in Deutschland. Die DRF Luftrettung betreibt auch besonders viele Luftrettungszentren in Deutschland. Ihr Vorgänger war die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. – bis zum Wechsel von Name und Rechtsform (2008). Weitere wichtige Betreiber, darunter das Bundesministerium des Innern mit seinen Zivilschutzhubschraubern, stellen wir hier vor.

Hubschrauber ergänzen den Rettungsdienst am Boden in medizinischen Notlagen. Sie sollen nicht den Bodenrettungsdienst ersetzen, da Rettungshubschrauber nicht allwetterfähig sind. Luftretter unterscheiden mehrere Einsatzarten. Die wichtigsten sind primäre Notfalleinsätze an einem Einsatzort und sekundäre Patiententransporte von einer Klinik zur anderen. In der Luftrettung kommt komplexe notfallmedizinische Technik zum Einsatz, die u.a. Anaesthesie, Chirurgie, Innere Medizin und Pädiatrie abdeckt.

"Helicopter Emergency Medical Services", kurz HEMS, ist die englische Bezeichnung für Luftrettungsdienst. Der Assistent des Notarztes wird daher als HEMS TC bzw. HEMS Crew Member bezeichnet. Zahlreiche Piloten verdienen in der Luftrettung ihren Lebensunterhalt – für viele Fans ein Traumberuf. Die Betreiber setzen viele Flugstunden und Erfahrung voraus.

Der aktuell bedeutsamste europäische Hubschrauberhersteller ist Airbus Helicopters mit seinen Baumustern H135, H145, und weiteren. Der US-amerikanische Hubschrauberhersteller Bell hat mit den Baumustern Bell 212, Bell 222, Bell 412, die Luftrettung mit geprägt, aber seit ca. 2010 Marktanteile an Airbus Helicopters verloren. Beschreibungen weiterer Hubschrauber-Hersteller finden Sie in unseren Typentexten.

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