Angermünde wird Rettungshubschrauber-Standort
15.08.2011
Potsdam (BRB) :: Brandenburgs Nordosten wird einen Rettungshubschrauber erhalten. Der 5. Luftrettungs-Helikopter in Brandenburg soll in Angermünde stationiert werden und von dort aus täglich in einem zirka 6000 Quadratkilometer großen Territorium für medizinische Notfälle einsatzbereit sein. „Damit wird sich die Versorgungssituation der Bevölkerung im Landkreis Uckermark sowie in Teilen der Landkreise Barnim, Märkisch-Oderland und Oberhavel erheblich verbessern“, sagte Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) heute in Potsdam. Bisher sei die Luftrettung in dieser Region nur über längere Anflugwege zu erreichen.
Tack verwies auf die Ergebnisse eines Gutachtens, das im Auftrag des Ministeriums die Luftrettungsstruktur im Land Brandenburg untersucht hatte. „Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die Luftrettung in Brandenburg eine wichtige Versorgungsfunktion hat und die derzeitigen Strukturen durch die Einrichtung eines zusätzlichen Luftrettungsstandortes im Nordosten des Landes Brandenburg verstärkt werden müssen“, betonte die Ministerin. Laut Gutachten bestehe das eigentliche Problem in einem dünnbesiedelten Flächenland wie Brandenburg darin, dass die entsprechenden Zielkliniken zur Durchführung der definitiven Therapie in vielen Regionen durch den bodengebundenen Rettungsdienst nicht im vorgegebenen Zeitintervall erreichbar sind. Hier komme der Luftrettung neben der Unterstützung des bodengebundenen Rettungsdienstes eine wichtige Primärtransportfunktion vor allem bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Verletzungen zu.
„Der Rettungsdienst ist für Patienten immer nur die Brücke bis zur notwendigen Behandlung im Krankenhaus. Die Menschen in der Region profitieren in besonderem Maße von der Luftrettung, weil weite Wege zu den Notfallpatienten und von dort zu den geeigneten Kliniken hier ganz typisch sind“, so Tack. Gerade unter diesen Bedingungen sei die Luftrettung bei allen zeitkritischen lebensbedrohlichen Erkrankungen wichtig. „Jeder von uns kann im Ernstfall davon profitieren. Man fühlt sich sicherer, wenn man weiß, dass neben der Bodenrettung auch ein Rettungshubschrauber zur Verfügung steht“, sagte die Ministerin.
Mit Unterstützung des Landkreises Uckermark hat das Gesundheitsministerium einen geeigneten Standort für die Luftrettung in der Stadt Angermünde gefunden. Geplant ist, Ausschreibung und Vergabe noch in diesem Jahr abzuschließen, so dass im nächsten Jahr die Station errichtet werden kann. Derzeit stehen für die Notfallversorgung im Land Brandenburg vier Rettungshubschrauber an den Standorten Perleberg, der Stadt Brandenburg, in Bad Saarow und Senftenberg bereit.
Der Aufbau der Luftrettung in den letzen 20 Jahren ist laut Tack ein gutes Beispiel dafür, wie die Landesregierung mit intelligenten Lösungen auf Bevölkerungsrückgang und demografischen Wandel reagiert. "Wenn der Bevölkerungsrückgang einerseits dazu führt, dass wichtige medizinische Einrichtungen mit den entsprechenden fachmedizinischen Standards nur an Schwerpunktsstandorten vorgehalten werden können, müssen andererseits die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass diese Einrichtungen im Notfall schnell erreicht werden – und schneller als mit dem Hubschrauber geht es nicht“, so die Ministerin.
- Anzeige -
Redaktionelle Anmerkung
Die im Text genannte Studie wurde ausgeführt von der RUN – Rettungswesen und Notfallmedizin GmbH aus Marburg. Sie nimmt unter anderem ausführlich Bezug auf demographische Entwicklungen und die Abwanderung von Einwohnern aus Brandenburg, die erhebliche Auswirkungen für die Notfallrettung implizieren. Das Gutachten kommt zu dem Schluss: "Eine Behebung der aufgezeigten Defizite ist nur mittels Einrichtung eines zusätzlichen Luftrettungsstandortes im Nordosten des Landes Brandenburg möglich! [...] Für den neuen Luftrettungsstandort wird von einem Einsatzaufkommen von ca. 940 – 980 Einsätzen/Jahr ausgegangen." Dabei nimmt das Gutachten als neuen Standort die Gemeinde Gerswalde (Uckermark) an.
Lage von Angermünde im Landkreis und im Land Brandenbrug
Foto: von de.wikipedia.org unter Creative-Commons-Lizenz
Ministerin Tack (Die Linke)
Foto: Simone Diestel via Presseservice MUGV Brandenburg
Nachrichten zu diesem Thema im Archiv
- 27.08.2010 Uckermark: Neuer Luftrettungsstandort?
- 01.06.2011 Region Uckermark will eigenen Rettungshubschrauber
- 15.08.2011 Angermünde wird Rettungshubschrauber-Standort
- 15.02.2012 Der „vergessene“ Standort?
- 15.08.2012 RTH-Standort Angermünde: Im Osten nichts Neues
- 20.11.2012 Kurzmeldung: RTH Angermünde ab Mitte 2014?
- 14.02.2013 Angermünde: Kommt anstelle eines RTH nun ein NEH?
- 19.10.2013 RTH-Standort Angermünde EU-weit ausgeschrieben
- 09.03.2014 Angermünde: Betreiber-Bekanntgabe im März
- 27.03.2014 Angermünde: DRF Luftrettung gewinnt Ausschreibung
- 13.08.2014 Angermünde: Baubeginn für neue Luftrettungsstation
- 16.12.2014 Angermünde: Der Neue wird “Christoph 64“ heißen
- 09.04.2015 Christoph 64: Rohbau fertiggestellt
- 11.06.2015 Christoph 64: Inbetriebnahme “wie geplant im Sommer“
- 01.08.2015 Christoph 64: Erste Einsätze nach Indienststellung
- 22.09.2015 Luftrettungsstation Angermünde offiziell eingeweiht
Autor
- Quelle(n):
- siehe Weblink